Kontaktlinsen

Linseninfo

Kontaktlinsen stellen eine Alternative zur Brille dar, aber keinen Ersatz. Kontaktlinsen liegen nicht direkt auf der Hornhaut des Auges auf, sondern schwimmen auf einem feinen Tränenfilm. Man unterscheidet zwischen formstabilen (harten) und weichen Kontaktlinsen. Mit ihnen lassen sich die meisten optischen Fehlsichtigkeiten (Ametropien) wie Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Astigmatismus oder Presbyopie 
korrigieren. Besonders komplizierte Formen von Fehlsichtigkeiten wie Keratokonus, Keratoglobus oder sehr unterschiedliche Brechungsverhältnisse (Anisometropie) lassen sich mit Kontaktlinsen gut korrigieren, meist besser als mit einer Brille. Die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland übernehmen in bestimmten Fällen ein Teil der Kosten

Linsentypen

Formstabile (harte) Kontaktlinsen
1976 kamen die ersten sauerstoffdurchlässigen, formstabilen Kontaktlinsen auf den Markt. Durch Weiterentwicklung der Kunststoffe weisen heutige hochgasdurchlässige, hartflexible Linsen eine etwa zwei- bis siebenmal höhere Gasdurchlässigkeit als weiche Kontaktlinsen auf. Der Durchmesser liegt üblicherweise zwischen 8 und 10 mm. Sie schwimmen beweglich auf einem Tränenfilm. Daher bergen sie ein geringeres Risiko der Schädigung des Auges, da das Auge besser mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden kann. Durch die heute aktuellen Linsen-Materialien geht ein sehr großer Teil des Nährstofftransports durch das Linsenmaterial hindurch. Die Hornhaut wird besser mit Nährstoffen versorgt – besser, als dieses bei den weichen Linsen möglich ist. Durch verbesserte Messmethoden und intelligentere Formgestaltung der Linsen sowie komfortablere Materialien ist die Verträglichkeit erheblich verbessert worden. Durch Alterungsprozesse an der Linse kann sich die Linse verformen und die Hornhaut schädigen. Das Tragen überalterter Linsen wird nicht empfohlen.

Weiche Kontaktlinsen
Weiche Kontaktlinsen (seit 1971) sind flexibel und passen sich der Form der Hornhaut an. Der Durchmesser liegt üblicherweise zwischen 12 und 16 mm, der Linsenrand liegt daher bei geöffnetem Auge unter dem Lidrand. Dadurch und durch die fast direkte Haftung auf der Augenoberfläche sitzen sie fester im Auge, wodurch sich das Verlustrisiko, zum Beispiel bei Wassersport reduziert. Viele Menschen finden das Tragegefühl angenehmer als das formstabiler Kontaktlinsen. Eine besondere Form der weichen Kontaktlinsen stellen die Tageslinsen beziehungsweise Tages-Kontaktlinsen dar. Sie werden einmalig benutzt und danach entsorgt.

Formstabile gegenüber weichen Linsen
Die heutigen formstabilen Linsen sind längst nicht mehr „hart“, sondern haben an Komfort und Verträglichkeit gewonnen. Allerdings besteht zum Beispiel bei starkem Wind oder staubiger Umgebung eine erhöhte Gefahr, dass zu Schmerzen führende Fremdkörper unter eine formstabile Kontaktlinse gelangen. Dagegen sind formstabile Linsen den „weichen“ Linsen heute in vielen Punkten überlegen.

Die Wahl zwischen formstabilen oder weichen Kontaktlinsen ist auch abhängig von den Gewohnheiten des Trägers. Wer eine Bürotätigkeit ausübt, dem mag zur formstabilen Linse geraten sein, auch weil sie den Vorteil aufweist, nicht austrocknen zu können (zum Beispiel durch klimatisierte Luft) und deswegen individuell angenehmer empfunden wird.

Ein weiterer Aspekt ist die Häufigkeit des Tragens. Gelegentliches Tragen beim Sport oder zu bestimmten Anlässen legt aus Kostengründen eine weiche Tages-, Wochen- oder Monatslinse nahe, während bei täglichem Tragen formstabile Kontaktlinsen trotz der höheren Kauf- und Anpassungskosten einen Kostenvorteil aufweisen, da sie bei guter Pflege seltener erneuert werden müssen. Die individuelle Entscheidung sollte gemeinsam mit einem Augenoptiker/Augenarzt getroffen werden.

Die gebräuchlichsten Kontaktlinsen sind asphärische (beziehungsweise sphärische KL oder sphärisch mit asphärischem Randbereich) Einstärken-Linsen zur Korrektur von Kurz- oder Weitsichtigkeit. Darüber hinaus gibt es weitere Linsenarten.

Alterssichtigkeit
In der vierten Lebensdekade verliert das menschliche Auge allmählich die Fähigkeit, sich auf nahe Entfernungen einzustellen. Diese Erscheinung bezeichnet man als Alterssichtigkeit oder Presbyopie. In seltenen Fällen kann durch krankhafte Veränderungen oder Verletzungen des Auges bereits früher eine Nahkorrektion erforderlich sein. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kontaktlinsen, mit denen immer nur das Sehen in der Ferne oder Nähe korrigiert werden kann, bieten seit 1982 Multifokallinsen die Möglichkeit des deutlichen Sehens in unterschiedlichen Entfernungen. Multifokallinsen werden in segmentförmige Bifokallinsen oder konzentrische Multifokallinsen eingeteilt. Eine Sonderform stellt die Monovisionstechnik dar. Welcher Linsentyp verwendet wird, ist abhängig von den physiologischen Gegebenheiten und von der Art der Anwendung. Multifokallinsen werden sowohl als formstabile („harte“) Kontaktlinsen als auch als Hydrogellinsen („weiche Linsen“) hergestellt.

Linsenarten

Torische Kontaktlinsen
So genannte torische Kontaktlinsen sind Linsen, mit denen man eine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) korrigiert. Neben dem Dioptriewert müssen bei der Herstellung noch die genauen Werte für Achse und Zylinder berücksichtigt werden. Hier wird die Hornhautverkrümmung durch zylindrische Parameter ausgeglichen. Die Linse muss in einer definierten Position sitzen. Dies wird durch vielfältige Methoden erreicht, die eine sorgfältige Anpassung erfordern.

Nachtlinsen
Eine neue Form der Kontaktlinsen sind die Nachtlinsen (auch Nacht-Kontaktlinsen, Orthokeratologie- oder kurz OK-Linsen). Diese werden vor dem Schlafen eingesetzt und über Nacht in den Augen belassen und korrigieren während der Tragzeit die Form der Hornhaut des Auges. Diese Verformung ist nicht dauerhaft, bleibt jedoch über einen kurzen Zeitraum erhalten, in dem scharfes Sehen ohne Sehhilfe möglich ist.

Verbandlinsen
Verbandlinsen werden vom Augenarzt bei Verletzungen der Hornhaut eingesetzt.

Kosmetische Kontaktlinsen
Farbige oder bemalte Kontaktlinsen (auch Motivlinsen genannt) dienen überwiegend ästhetischen oder kosmetischen Zwecken. Es gibt sie in allen gängigen Farben und Motiven, so zum Beispiel mit Reptil- oder Manga-Motiven.

Generelle Eigenschaften

Linsen zur Korrektur von Kurzsichtigkeit sind physikalisch bedingt am Rande dicker als in der Mitte und daher bei hohen Stärken gewöhnungsbedürftiger als solche zur Korrektur von Weitsichtigkeit, die zum Rand hin dünner werden. Bei starker Kurzsichtigkeit bieten Kontaktlinsen jedoch den Vorteil, dass das Gesehene aufgrund des direkten Sitzes auf dem Auge, anders als bei einer Brille, nicht verkleinert wird. Dadurch wird mit einer Kontaktlinse im Allgemeinen eine bessere Korrektur des Sehfehlers erzielt. Im Gegenzug wird bei starker Weitsichtigkeit das Gesehene nicht vergrößert, gegenüber einem Normalsichtigen also das Gesichtsfeld nicht reduziert.

In allen Fällen entfällt die Beschränkung des Sehfelds durch den Brillenrand, und die Augen können den natürlichen Bewegungsmustern folgen.

Anpassung

Kontaktlinsen, die nicht richtig zum Auge passen, können es schädigen. Die Anpassung ist nur einem erfahrenen Fachmann möglich. Der Anpasser berücksichtigt die individuelle Form des Auges genauso wie die Kraft der Augenlider beim Zwinkern. Besondere Aufmerksamkeit kommt dem Tränenfilm zu, dessen Eigenschaften das jeweilige Linsenmaterial mitbestimmen.

Mitwirkung des Linsenträgers: Der Kontaktlinsenträger muss regelmäßig die Nachkontrolltermine wahrnehmen, um Risiken zu vermeiden. Auf eine perfekte Hygiene muss geachtet werden, indem die Kontaktlinsen-Pflegemittel passend zum Linsenmaterial ausgewählt werden und die Flüssigkeiten regelmäßig gewechselt werden. Kontaktlinsen altern, zeigen Gebrauchsspuren, Ablagerungen und Beschädigungen. Zu alte Linsen reduzieren den Tragekomfort. Häufigster Nutzungsfehler ist das zu lange Tragen von Austauschlinsen (Tages-/Wochen-/Monatslinsen). Nach Ablauf der Nutzungszeit wird das Auge erheblich schlechter mit Nährstoffen versorgt, wodurch die unten genannten Risiken entstehen.

Risiken und Nebenwirkungen

  • Eine falsche Kontaktlinse (z.B die nicht auf Ihre Hornhaut, Durchmesser abgestimmt ist) reduziert die Versorgung der Hornhaut mit Nährstoffen.
  • Kontaktlinsen erhöhen das Infektionsrisiko.
  • Klagt der Nutzer über Klimaanlagenluft oder Zigarettenrauch, ist dieses eher ein Hinweis auf eine beginnende Überempfindlichkeit. Schreitet diese fort, werden keine Linsen mehr vertragen. Die Ursache dafür ist meistens exzessives Tragen der Kontaktlinsen, schlechte Hygiene und falsch angepasste Kontaktlinsen, oder ein schlechter Tränenfilm (trockene Augen).
  • Insgesamt sollte auf ein Mindestmaß an Hygiene geachtet werden: Reinigung der Hände vor jeder Linsenberührung, ausschließlich Verwendung von geeigneter Speziallösung und regelmäßiger Austausch des Linsenbehälters.
  • Aus gesundheitlichen Gründen sollte das Tragen von Kontaktlinsen gelegentlich unterbrochen werden. Aus diesem Grund ist eine zusätzliche Brille unerlässlich!
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